Lenkung: Präzision und Sicherheit
Entscheidung für das passende Lenksystem
Die Wahl des richtigen Lenksystems für meinen Ford GT40 MKIV war eine der Entscheidungen, bei der wieder Präzision und Sicherheit im Vordergrund waren.
Bei Konstruktion des Rahmens war schnell klar, dass die originale, unveränderte Spurbreite an der Vorderachse in Verbindung mit den breiten Felgen zu sehr kurzen Querlenkern und Spurstangen führt. Dies erzeugt hohe Lenkkräfte, insbesondere bei der Verwendung moderner Reifen. Eine Servounterstützung war daher unverzichtbar – besonders bei einem Auto, das über 500 PS auf die Straße bringt.
Ich habe mich natürlich für eine Servolenkung aus dem Rennsport entschieden. Diese Lösung verbindet das Beste aus beiden Welten: die direkte und präzise Steuerung, die ich mir wünsche, mit der notwendigen Unterstützung, um das Auto sicher und komfortabel zu bewegen. Nach viel Recherche und einigen Gesprächen mit Fachleuten von Rennsportteams, fiel meine Wahl auf das Woodward Precision Power Steering System.
Warum Woodward?
- Ein flexibles Baukastensystem: mir ist kein anderer Anbieter bekannt, der wirklich so umfangreich anpassbare Servolenkungssysteme für solche Projekte anbietet.
Woodward hat mich mit ihrem modularen Ansatz überzeugt, der es mir ermöglichte, die Lenkung genau auf die Anforderungen meines Autos abzustimmen. Diese Flexibilität war für mich der entscheidender Punkt. - Rennsport-Qualität: Woodward steht für Rennsport. Ihre Produkte sind nicht nur für den Alltag, sondern auch für den harten Einsatz auf der Rennstrecke entwickelt. Dass sie mit der von mir eingesetzten Lenkung, in der LMP2-Klasse in Le Mans zuletzt erfolgreich waren, zeigt, wie ernst sie ihre Arbeit nehmen – und genau das wollte ich auch für mein Projekt.
- Perfekte Integration ins CAD-Modell: Ein großer Pluspunkt war, dass Woodward als einzige Firma bereit war, mir eine STEP-Datei ihres Systems zur Verfügung zu stellen. Diese Datei hat mir unheimlich geholfen, das Lenksystem nahtlos in mein CAD-Modell zu integrieren und sicherzustellen, dass es perfekt passt.
Ich musste nur ein Datenblatt mit wenigen Angaben ausfüllen, bekam nach 3 Tagen die entsprechende CAD-Datei und habe die Lenkung nach nur 3 Wochen aus den USA hier bei mir in der Werkstatt liegen.
Die Entscheidung für Woodward war nicht nur technisch sinnvoll, sondern hat mir auch das Gefühl gegeben, einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung meines Traums gemacht zu haben. Es beeindruckt mich immer wieder, wie viel Ingenieurskunst in einem solchen System steckt. Ich bin sicher, dass es entscheidend dazu beiträgt, meinen GT40 MKIV zu einem Fahrzeug zu machen, das nicht nur aussieht wie ein Rennwagen, sondern sich auch so anfühlt.
Abstimmung der Lenkung auf die Fahrwerksgeometrie
Die Abstimmung der Lenkung auf die Fahrwerksgeometrie ist eine äußerst komplexe Aufgabe. Es geht nicht nur darum, den Ackermann-Winkel – die unterschiedliche Lenkgeometrie der Vorderräder in einer Kurve – korrekt zu berechnen. Moderne Fahrwerksauslegungen berücksichtigen weit mehr: Zum Beispiel verändert sich der Lenkeinschlag der Vorderräder beim Ein- und Ausfedern idealerweise so, dass die Fahreigenschaften verbessert werden.
Ungewollte Lenkbewegungen durch Ein- oder Ausfedern, dass berühmte „Bump Steering“ – muss unbedingt vermieden werden, da es das Kurvenverhalten und damit die Fahrsicherheit erheblich beeinträchtigt.
Diese dynamischen Kinematik-Überlegungen sind ein eigenes Feld, über das ganze Bücher geschrieben werden könnten – und das würde hier den Rahmen sprengen. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich diese Aufgabe alleine nicht bewältigen konnte. Glücklicherweise konnte ich bei der Lenkgeometrie auf die Unterstützung meines Freundes Uwe Bleck (Kinematiker) zählen, der mir mit seinem Wissen und seiner Erfahrung entscheidend weitergeholfen hat. Die korrekten Anlenkpunkte im Raum zu finden und die Geometrie so auszulegen, dass sie sowohl den historischen Charme als auch die Anforderungen an ein modernes, leistungsstarkes Fahrzeug erfüllt, war eine enorme Herausforderung.
Für mich war es schon kompliziert genug, die nötigen Anlenkpunkte am Rad und am Rahmen zu konstruieren.
Natürlich darf man die Hinterachse nicht vergessen, denn auch dort wird das Rad durch eine Spurstange im richtigen Winkel gehalten. Mit der richtigen Anordnung der Befestigungspunkte lässt sich sogar erreichen, dass die Hinterräder beim Einfedern leicht „mitlenken“ und so die Fahreigenschaften weiter verbessern.
Das gesamte Thema der Radaufhängung und Lenkung ist schlicht überwältigend. Bei über 25 Freiheitsgraden kann einem schnell schwindelig werden. Während der Coronazeit habe ich mich monatelang intensiv eingearbeitet und verstehe gerade einmal die Grundzüge. Selbst wenn man theoretisch alles erfasst, fehlen einem schlicht die vielen tausend Stunden Testarbeit an der Rennstrecke. Ich bin überzeugt, dass nur Fachleute dieses komplexe Puzzle lösen können.
Ohne die Hilfe meiner beiden Freunde Uwe Bleck und Andy Köhler, die sich nicht kennen, wäre das für mich unmöglich gewesen. Und wenn Sie sich kennen würden, würden die beiden wohl endlose Diskussionen darüber führen, was besser ist – und dabei bleibt oft unklar, wer eigentlich recht hat! 😊
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.